Bin ich bereit, zu sterben?

Wie ich mich auf die Reise machte, regte sich die Frage in mir:

Falls mir heute etwas zustoßen sollte - bin ich bereit, zu sterben?



Ich schaute auf mein Leben und dachte, dass es noch viel gäbe, was ich gern getan hätte. Doch als ich tiefer in meine Seele blickte, fand ich:


Mein Herz habe ich so weit für Gott, die Welt, die Menschen und mich selbst geöffnet, wie es mir möglich war.
Ich durfte Menschen ein Stück weit auf ihrem Weg begleiten, mit Berührung, Lehren und Lernen, Lachen und Weinen... manchmal nur, indem ich da war. 
 
Trotz vieler Hindernisse und Zweifel bin ich meinen tiefen Wünschen und Interessen nachgegangen, und habe letztendlich Befriedigung darin gefunden.

Die Menschen, die mir nahe stehen, habe ich wissen lassen, was sie mir bedeuten: Dass ich sie liebe, und wie ich mit ihnen gewachsen bin.

Wo mir das möglich war, habe ich Unterstützung geleistet und angenommen, und bin dankbar für die liebevollen Beziehungen in meinem Leben.

Ich habe geliebt, es oft genossen, und lerne noch, andere nicht zu verletzen. 
 
Soweit mein Mut und meine Entschlossenheit reichten, habe ich frühere Fehler wieder gut machen können bei denen, die darunter gelitten haben.
Soweit ich vermochte, bin ich der Sehnsucht meines Herzens nach Stille und Heilung gefolgt; und habe Heilung erfahren und Stille, und Freude und Leere und Endlosigkeit.


Ich habe die Blumen gerochen, die Katzen gestreichelt, dem Wind und dem Regen gelauscht; das Kochen und Essen meistens genossen, und geübt, meinen Garten zu bestellen.

Ich war freundlich zu den Menschen, so mir Angst und Zaghaftigkeit nicht den Weg verstellt haben.

Für mein Leben, meine Bedürfnisse und meine Gefühle übernahm ich zunehmend die Verantwortung.

Zu den Chips, der Schokolade, den Filmen im Übermaß, und zu allen anderen „Fehlern“ sagte ich immer mehr „Ja“. 
 
Ich habe es gelernt, meine Schmerzen und die Täler hinzunehmen, und meinen Teil am Leiden der Welt habe ich getragen, so gut ich konnte.
Dabei habe ich oft entdeckt, dass mein Herz viel größer und stärker war, als ich jemals geglaubt hätte.



Wenn ich denn etwas bedauern sollte, dann, dass ich so lange an meinem innersten Gutsein gezweifelt und der Angst mehr geglaubt habe als der Liebe.

Vielleicht habe ich nicht das Einkommen oder den beruflichen Erfolg gehabt, den ich mir erträumt habe - aber das bedaure ich nur, weil beides mir Gelegenheit gegeben hätte, mehr zu geben.

Ich bin dankbar, genau dieses Leben zu leben.





19.5.2012/ cf